Posts mit dem Label Gedanken werden angezeigt. Alle Posts anzeigen
Posts mit dem Label Gedanken werden angezeigt. Alle Posts anzeigen

11/09/2010

Zurück auf die Schulbank

Kaum zu glauben, aber ich habe das erste mal seit meinem Abitur wieder die Schulbank gedrückt. Leider jedoch nicht im klassischen Sinn. Nein. Nach einem langen Tag an dem ich morgens in Köln aufgewacht war, mein Zug zurück nach Leipzig dreißig Minuten Verspätung hatte, ich nach meinem Seminar noch vier Stunden gearbeitet hatte, wollte ich eigentlich nur noch nach Hause, rasch eine Kleinigkeit essen und dann schnellstmöglich ins Bett.
Pustekuchen! Sämtliche Zufahrten zu meiner Wohnung waren letzten Mittwoch Abend durch die Polizei gesperrt-Bombenfund bei den Bauarbeiten am Zoo-Parkplatz. Nach Hause war somit gestrichen. Stattdessen hieß es ab in die Schule und warten.
Beim Warten sind mir ein paar Dinge bewusst geworden:
  1. Kein Wunder, dass ich einen schlimmenRücken habe. Ich habe keine Ahnung, wie ich dreizehn Jahre auf diesen Holzstühlen sitzen konnte ohne mir mer zuzuziehen als nur eine dauarhaft verspannte Schulter. Die Dinger sind der Horror.
  2. Es hat einen Grund warum ich sonst immer ein Buch dabei habe. Man weiß nie wann und wo man es zum Zeitvertreib brauchen kann.
  3. Ich brauche ein Smartphone, den mit einem solchen hätte ich mir die Zeit wenigstens online vertreiben können. Stattdessen habe ich Monopoly gegen mein Handy gespielt.
Nachdem ich mich vorher also schon auf's Pohlmann-Konzert in Dortmund gewünscht habe, wurde dieser Wunsch mit jeder Minute später. Um halb zwölf durfte ich dann zum Glück aber dann endlich nach Hause und in mein Bett.

1/07/2008

Bibliotheksgedanken

Er gähnt. Seine Augen scheinen müde, vom anstrengenden Lesen des Textes auf dem Computerbildschirm. Ich kenne dieses Gefühl. Immer schwerer werden die Augen, aber man darf sie nicht schließen. Dürfte man es, müsste man nicht stundenlang in der Bibliothek sitzen.
Der verzweifelte, zugleich hoffende Blick auf das Handy. Auch das kommt mir bekannt vor. Man ist für jede noch so kurze Abwechslung dankbar. Oft mit der Hoffnung, dass man sich doch eine längere Pause gönnen kann, um auf einen Anruf oder eine SMS zu antworten. Willkommene Ablenkungen im Stress der Vorprüfungszeit, in der man auch gleich in die Bibliothek ziehen könnte, weil man sowieso in jeder freien Minute dort ist.
Es ist kurz vor acht und die Tische sind größtenteils leer. Ich frage mich, ob die jetzt noch Anwesenden sich bereits auf eine Prüfung vorbereiten, an einer Aufgabe sitzen, die morgen fällig ist oder einfach nur zum Spaß hier sind. Letzteres ist um diese Uhrzeit wahrscheinlich unwahrscheinlich.
Ich gehöre auf gewisse Weise zu ihnen. Und auch wenn es mir für mich nicht leid tut (schließlich sitze ich gerne bis Schluss hier), habe ich Mitleid mit diesen müden Gesichtern. Vielleicht auch nur deswegen, weil ich fertig bin, mit dem was ich machen musste und prinzipiell jeden Moment aufstehen und nach Hause fahren könnte.
Ich weiß nicht was es ist, aber irgendetwas hält mich trotzdem noch hier. Vielleicht die Tatsache, dass die Wörter hier einfacher, ja sogar schneller aus meinen Fingern, über die Tastatur, in den Computer fließen. Es ist wie eine unbekannte Kraft, die meine Finger davon abhält stillzustehen.
Von der Müdigkeit, die ich selbst noch vor wenigen Augenblicken verspürt habe, ist nichts mehr zu merken. Ich bin nicht gerade auf Höchstform, aber immerhin habe ich nicht das Gefühl, dass ich jeden Moment einschlafe.
Anders scheint es da meinem – mir unbekannten – Gegenüber zu gehen. Seine Augen sind bereits leicht gerötet. Drei Stunden ununterbrochenes Arbeiten bleibt eben nicht wirkungslos. Der Wechsel zwischen Computerbildschirm, Buch und handgeschriebenen ist dann auch nicht hilfreich. Nur warum schreibt er überhaupt mit Hand, wenn doch sein Laptop direkt vor ihm steht?
Wenn ich nicht gerade tippe, ist es ruhig. Ruhiger als am Tage. Nur dieses leise Geräusch von Haut auf Papier ist zu hören, wenn seine Hand beim Schreiben weiterwandert. Dazu – kaum vernehmbar – das Rauschen der Computer. Gelegentlich dann mal ein Räuspern oder Husten aus dem Lesesaal. Hier am Rand zwischen den Bücherregalen ist es ruhiger als dort draußen.
Mein Gegenüber ändert seine Haltung. Stunden auf diesen Stühlen sind anstrengend, weil man nach einer Weile nicht mehr weiß, wie man noch sitzen soll. Die Sitzfläche ist hart und die Lehne drückt einem bei bestimmten Haltungen unglaublich auf den Rücken. Ganz davon abgesehen, dass man meistens in sich zusammengesunken sitzt, was bei dem ein oder anderen zwangsläufig zu Magenbeschwerden führen kann.
Jetzt ein tiefes Luftholen, ein Seufzer – fast schon verzweifelt – von gegenüber. Auch dieses Gefühl ist mir nicht fremd. Man sitzt Stunden an etwas und es scheint einfach kein Ende nehmen zu wollen. Eine Stunde vergeht – die nächste Stunde – und dann die nächste Stunde und obwohl man kaum einmal aufschaut, um die Augen zu entspannen, hat man das Gefühl nichts zu schaffen. Wären da nicht die Notizen, die Zeuge für das eigene Tun sind.
Hätte die Caféteria noch offen, würde ich mein Gegenüber fast zu einem Kaffee einladen, soviel Mitleid habe ich mit ihm. Er scheint dringend eine Pause zu benötigen. Pausen scheinen aber zumindest um diese Uhrzeit eine Seltenheit zu sein. Warum nur? Muss man die Ruhe ausnutzen, die am Tag nicht herrscht? Steht man unter Zeitdruck und jede Pause würde unweigerlich zu Problemen führen? Oder will man einfach keine Pause machen, weil die Caféteria eben zu hat und vor dem Spind sitzen auch doof ist? Ganz davon abgesehen, dass Pausen ohne jemanden zum quatschen allgemein doof sind, ob nun die Caféteria geöffnet ist oder nicht.
Ich sollte jetzt doch mal langsam nach Hause fahren. Warum noch hier bleiben, wenn ich zwei Stunden früher in meiner Wohnung sein kann, als eigentlich geplant?